Einheitsglas aus Grevenbroich

Große Probleme gibt es um die Jahrhundertwende 1900 mit gepanschtem Honig und mit Kunsthonig. Fahrende Händler ziehen von Haus zu Haus und bieten preisgünstig mit Zucker gestreckten Honig an. Auch unter den Imkern selbst gibt es eine ganze Reihe schwarze Schafe.

Die Bezeichnung Honig ist nicht klar geregelt oder geschützt. Mit den damals bekannten wissenschaftlichen Methoden ist es schwierig, Honigverfälschungen nachzuweisen.

Die praktischste aller Fragen, wie Johannes Flohe es nennt, ist für die Imkerorganisationen damals somit der Honigschutz. Man fordert und setzt gesetzliche Regelungen und deren Kontrolle durch die Polizeibehörden durch. Berichte über Prozesse und Verurteilung ertappter Imker finden sich in jeder Bienenzeitung, in der Hoffnung auf ein abschreckendes Beispiel. Auch eine Aufklärung der Verbraucher durch die Imkervereine wird allseits angemahnt. Alles mit geringem Erfolg.

Schon auf der Generalversammlung 1892 formuliert Anton Schulzen in seinem Vortrag die Idee von der Verwendung eines Einheitsglases mit entsprechendem Etikett und Gewährsstreifen. Nur durch Schaffen einer solchen Marke mit der Möglichkeit einer Kontrolle durch die Ausgabe der nummerierten Etiketten an die Imker über die Vereine könne beim Verbraucher Vertrauen geschaffen und die Bereitschaft erhöht werden, einen angemessenen Preis für den Honig zu bezahlen. Imker, die verfälschten Honig in Einheitsgläsern verkaufen, drohen hohe Konventionalstrafen von 100 bis 1.000 Mark.

Bis Ende 1904 dauert es, ehe sich diese Idee durchsetzen und in die Praxis umgesetzt werden kann.
Die verwendeten Gläser werden in der damals in Wevelinghoven – später in Kapellen – ansässigen Niederrheinischen Glashüttengesellschaft mbH [1. Beitrage zur Geschichte der Stadt Grevenbroich, Band 15, Grevenbroich 2000, 1. Auflage, S. 163 ff.] hergestellt. Schon bei deren Entwicklung wird offensichtlich eng mit den Imkern zusammengearbeitet.

Die Gläser genießen einen sehr guten Ruf. In Stabilität, Temperaturbeständigkeit und Verarbeitung setzten sie Maßstäbe. Sie sind einheitlich gerade und glatt. Die Gewinde schließen stets exakt. Ihre Form mit dem weiten Hals gilt als innovativ, ansehnlich und praktisch.

Ihre einzigartige Qualität verdanken die Gläser einem neuen, vom Besitzer der Fabrik F.H. Becker entwickelten, patentierten Herstellungsverfahren. Gemäß einem Fachblatt der Glasindustrie darf er als wohl grundlegende Person für die deutsche Maschinengläserfabrikation betrachtet werden. Diesem Manne muss man das Verdienst der Vereinfachung und praktischen Anwendung der Maschinenglasproduktion (Weithalsgläser) zuschreiben. Alle Nachfolger, die Änderungen auf diesem Gebiet brachten, sind Benutzer der geistigen Idee von Hecker (..).

In vielen Bienenzeitungen und Imkerkalendern finden sich Anzeigen der Niederrheinischen Glashüttenfabrik sowie positive Rezensionen der von ihr hergestellten Gläser.

So finden die Grevenbroicher Honiggläser auch über die Rheinprovinz hinaus Anerkennung und Verbreitung.

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