Seidenzucht in der Rheinprovinz

Neben der Imkerei haben auch einige Bienenzüchter aus dem Landkreis Grevenbroich Seidenzucht betrieben. So werden z.B. 1894 bei der Ausstellung im Rahmen der Generalversammlung in Grevenbroich D. Heymann aus Jüchen, Anton Schulzen aus Neurath und P. Pesch aus Grevenbroich für Kokons, gefärbte Seide und Flockseide mit Prämien bedacht.

Die Rheinprovinz wird nie zu einer Hochburg der Seidenherstellung, aber durch vielfältige Bemühungen erlangt dieses Gewerbe im 19. Jahrhundert eine bemerkenswerte Verbreitung. Auf Initiative der königlichen Regierung zu Koblenz werden ab 1830 an Landräte, Bürgermeister, Schulinspektoren, Pfarrer und Lehrer Anleitungen über die Gewinnung der Seidenkokons verschickt. Seidenzucht kann nur da betrieben werden, wo als Nahrung für die Seidenraupen genügend Maulbeerbäume vorhanden sind. Deshalb gibt es durch die Provinzregierung finanzielle Zuschüsse für den Ankauf von Maulbeerbäumen und die Gemeinden werden aufgefordert, Seidenzüchtern Gemeindland zum Anbau der Bäume zu schenken oder gegen eine geringe Pacht zu überlassen. Vor allem die Landschullehrer, die aufgrund ihrer meist sehr schlechten Bezahlung die Möglichkeit für einen einträglichen Nebenerwerb gerne wahrnehmen, fördern die Verbreitung der Seidenzucht.

Als im Jahr 1849 der Westfälisch-Rheinische Verein für Bienen- und Seidenzucht gründet wird, hat die Seidenzucht bereits einen deutlichen Aufschwung erlangt. Da es jedoch in vielen Gegenden der Rheinprovinz nach wie vor nicht genügend Maulbeerbäume für eine erfolgreiche Seidenzucht gibt, treibt der Verein durch die unentgeltliche Abgabe von Pflanzen und Samen die weitere Verbreitung voran. Schwierig ist für viele Züchter die Verarbeitung der Kokons, da die selbst abgehaspelte Seide oft von minderwertiger Qualität ist und nicht den erhofften Gewinn beim Weiterverkauf erzielt. Hier schafft der Verein durch die Einrichtung von Haspelanstalten z.B. in Engers, Bendorf und Hamm Abhilfe. Auch können die Züchter ihre Kokons zu einem festgesetzten Preis an den Verein verkaufen.

Die zunächst positiven Resultate flachen nach 1850 wieder ab. Durch immer stärker auftretende Krankheiten unter den Seidenraupen geben viele Züchter diesen Erwerbszweig frustriert auf. Nach und nach werden die Haspelanstalten geschlossen und Ende des 19. Jahrhunderts spielt die Seidengewinnung in der Rheinprovinz kaum noch eine Rolle.

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