Gründung durch Anton Schulzen

Vorläufer des Bienenzuchtvereins Grevenbroich ist die Sektion Bienenzucht der 1867 gegründeten Lokalabteilung Grevenbroich des Landwirtschaftlichen Vereins für Rheinpreußen mit ihrem Vorsteher van Recklinghausen aus Gubberath. [1. Festbericht 60 Jahre „Landwirtschaftl. Lokalabteilung GV“ 1927]

Im Jahr 1889 gründet sich auf Initiative von Anton Schulzen, Hauptlehrer in Neurath, der schon bei der Gründung des Bienenzuchtvereins Harff (heute Bedburg) den Gründungsmitgliedern beratend zur Seite stand [2. http://bzv-bedburg.npage.de/die-vereinsgeschichte.html], der Bienenzuchtverein Grevenbroich. Er leitet als 1. Vorsitzender bis zu seiner Versetzung nach Viersen im Jahr 1903 die Geschicke des Vereins. [3. Festschrift (pdf 25,49 mb)]

Unter Schulzen boomt der Verein in den Anfangsjahren und ist zeitweise der mitgliederstärkste in der ganzen Rheinprovinz.

RBZGeneralversammlung

Schulzen, geboren am 14. September 1860 in Wirtzfeld im Kreis Malmedy, erhält erste Einblicke in die Imkerei als Schüler des Seminars zu Cornelimünster. Dort benutzt der Seminarlehrer Koch seinen eigenen Bienenstand, um die Seminaristen in die Bienenzucht einzuführen.

Als Anton Schulzen in Waldorf, Kreis Schleiden, seine erste Stelle als Lehrer antritt, dauert es keine 14 Tage, bis er im Besitz seines ersten Bienenvolks ist. Verstärkt wird seine Begeisterung für die Bienen durch den Besuch eines einjährigen Bienenkurses des Lehrers Geilen in Aachen. Nach Antritt der Hauptlehrerstelle an der Volksschule in Neurath im Herbst 1887, baut Schulzen die Bienenzucht im Landkreis Grevenbroich aus.

Schulzen ist ab April 1903 als Hauptlehrer in Viersen-Bockert tätig und übernimmt schon nach kurzer Zeit den Vorsitz im dortigen Imkerverein.

Als Bienenfachmann erlangt Anton Schulzen einen hohen Bekanntheitsgrad nicht nur in der Rheinprovinz sondern sogar über Deutschland hinaus. Einen Großteil seiner Schaffenskraft widmet er dem Bienenzuchtverein der Rheinprovinz. Dieser Verein gibt die Rheinische Bienenzeitung heraus, das älteste Imkerfachblatt Deutschlands, das ab 1850 zunächst unter dem Titel Vereins-Blatt des Westfälisch-Rheinischen Vereins für Bienen- und Seidenzucht erscheint.

Ab 1888 schreibt Schulzen regelmäßig Beiträge für diese Zeitung. Am 1. Februar 1895 übernimmt er den Posten des Redakteurs und Herausgebers. Auf seinen Antrag hin erfolgt die Änderung des Titels in Rheinische Bienenzeitung (RBZ). In seiner 37jährigen Amtszeit als Herausgeber kann Schulzen die Auflage des Fachblatts von 2.100 auf 13.000 steigern. Das Heft erscheint monatlich und hat einen Umfang von 20-40 Seiten je Ausgabe. Für viele Jahre gehören die Grevenbroich Imker und Volksschullehrer Johannes Flohe und Johannes Hahn mit zu seinem festen Mitarbeiterstab.

Neben der Arbeit als Redakteur hat Schulzen zusätzlich das Anliegen, sein Fachwissen anderen Bienenzüchtern und Jungimkern zugänglich zu machen. Im Jahr 1904 erschien im Verlag Gödden (Alpen-Millingen) das handliche Fachbuch Der praktische Bienenzüchter.

Im Vorwort dieses Buches weist der Autor darauf hin, dass die Bienenzucht ihr Aschenbrödel-Dasein abgestreift hat und durchaus in der Lage ist, ihren Mann zu ernähren. Um einen Gewinn zu erzielen, darf die Imkerei jedoch nicht nach den unrentablen Verfahren manches Immenvaters, sondern sie muss durchaus fachmännisch betrieben werden. Die Formulierung gewinnbringende Bienenzucht im Untertitel des Buches gibt zusätzlich einen Hinweis auf die Einkommensverhältnisse eines Volksschullehrers in der damaligen Zeit. Die Lehrer waren äußerst schlecht bezahlt. Und deshalb nimmt es nicht Wunder, dass in den einzelnen Bienenzuchtvereinen eine Vielzahl von Lehrern auftaucht, die sich über den Verkauf des gewonnenen Honigs ein kleines Zubrot verdienten.

Ergänzend schreibt Anton Schulzen im Vorwort zum Praktischen Bienenzüchter:

Es wäre indes verkehrt, sich nur auf den reinen Honigtopf-Standpunkt zu begeben und die Bienen bloß als Nutztiere betrachten zu wollen. Eine solche Auffassung verbietet schon das ganze Wesen der Bienenzucht. Ein poetischer Hauch hat diesen sogenannten Nebenzweig des Ackerbaus stets umschlossen und wird ihm anhaften bis zum Ende der Tage. Den vollen Nutzen gewährt die Imkerei folglich dem allein, der mit dem Nützlichen das Angenehme verbindet. Möge die Schrift in dieser gemütbildenden Richtung Segen stiften.

Das Buch mit einem Umfang von 313 Seiten und 200 Abbildungen ist so erfolgreich, dass immer wieder neue Auflagen notwendig werden. Bis heute finden die Ausführungen von Schulzen Beachtung. Ein Reprint seines Buches erscheint im Jahr 2010.

In Anerkennung für seine Verdienste erhält Schulzen zahlreiche Auszeichnungen, so u.a. 1904 vom Bienenzuchtverein der Rheinprovinz die Silberne Staatsmedaille, eine der höchsten Auszeichnungen des Verbands und einige Jahre später die Bronzene Wabe vom Deutschen Imkerbund.

Aber nicht nur Schulzen selbst, sondern auch seine Frau ist in der Imkerei aktiv. Im Rahmen der jährlichen Hauptversammlungen des Bienenzuchtvereins der Rheinprovinz gibt es prämierte Ausstellungen zum Imkerwesen. Dabei erringen Schulzen als auch seine Frau Ehrenpreise. Auf der österreichischen Wanderversammlung 1897 wird Frau Schulzen für Honigkonserven sogar vom ungarischen Landesverein mit einem Ehrenpreis und einem Diplom ausgezeichnet.

Die letzten Lebensjahre wohnt Schulzen in Düsseldorf und kann, so war jedenfalls die damalige Sicht der Dinge, im Häusermeer der Stadt keine Bienen mehr halten. In einem Porträt zum 75. Geburtstag wird seine Lebensleistung wie folgt gewürdigt:

Seiner Arbeitskraft und seinem Eifer, seiner Sachkenntnis und seiner Umsicht verdankt die rheinische Bienenzucht unendlich viel. Wenn einmal die Geschichte der rheinischen Bienenzucht geschrieben werden soll, dann wird das Werk Schulzens einen großen Raum darin einnehmen.

Anton Schulzen wird 83 Jahre alt. Er stirbt am 11. März 1944.

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